Bau einer umfangreichen,

bewährten Aquarienzuchtanlage

für Malawibarsche


Nach etlichen Jahren des Testens sämtlicher Pumpensysteme wurde in mehreren Abschnitten eine sehr pflegeleichte Anlage errichtet. Es handelt sich hierbei um eine Anlage mit 45 Aquarien in verschiedenen Größen für das Vereinslokal des Aquarien- und Terrarienclubs Pöls (Obersteiermark). Ziel war es, eine kostengünstige, pflegeleichte und dauerhafte Anlage zu haben.

So entschlossen wir uns, die gesamte Anlage mit Luft zu betreiben. Als Versorgungsaggregat wurde ein sehr leistungsfähiger Seitenkanalverdichter angeschafft. Da dieser reglergesteuert ist, kann man je nach Bedarf die Leistung derart optimieren, dass weder Luftüberschuss- noch mangel davon vorhanden ist, ohne dabei Energie zu verschwenden. Dieser Verdichter betreibt zurzeit ca. 100 Luftheber für insgesamt 45 größere und auch kleinere Becken und fährt dabei mit ca. 2/3 seiner Leistung.

Unsere alte Anlage wurde ursprünglich aus Holzregalen gebaut (Kostenfaktor). Dieses Holz wurde sehr schnell unansehnlich und auch instabil. Es lässt sich nicht vermeiden, dass einmal ein Aquarium überläuft, weil jemand vergisst das Wasser abzudrehen. Auch große Fische (Malawibarsche, z.B. Rostratus – usw.) können mitunter bei der Fütterung ganz schön Wasser ausplätschern. Um die tragende Konstruktion durch eventuelle kleinere Wasserschäden nicht mehr zu gefährden, haben wir zu Aluminiumrohren gegriffen. Aus Quadratrohren 50x50x3mm wurde ein stabiler Unterbau gemacht. Um nicht schweißen zu müssen (Aluschweißen ist nicht ganz einfach, und wer hat schon die Möglichkeit – außerdem der Verzug) haben wir die Rohre mittig durch und durch gebohrt und mit Schrauben M12x120 verschraubt. Diese Verschraubung stellte sich als sehr massiv dar. Edelstahlschrauben und Alurohre halten für die Ewigkeit.

Auf diesen entstandenen Rahmen wurde anschließend als Boden eine Hartholzmehrschichtplatte mit spezieller wasserfester Kunststoffbeschichtung aufgeschraubt. Diese Platten werden auch für Schalungsbau bzw. als LKW-Bodenplatten eingesetzt und sind fast unverwüstlich. Und das Beste an den Platten – sie kosteten uns nichts. Die Platten werden bei großen Baufirmen für einmaligen Gebrauch bei Betonschalungen eingesetzt. Wieder abgebaut und sauber geputzt sind diese dann fast wieder wie neu. Jede Platte wurde mit einer 1cm starken Styroporplatte und einem Loch für den späteren Abfluss versehen.

Unsere Aquarien wurden alle nach Maß angefertigt (schließlich besitzt unser Verein ja einen eigenen Glasermeister). So konnten wir einerseits den vorhandenen Platz am besten ausnutzen und andererseits wurden einige Raffinessen eingebaut. Alle Aquarien erhielten im Boden ein Loch um einen Überlauf und auch Abfluss anzuschließen. Dieser Abfluss wurde folgendermaßen gemacht: Eine speziell angefertigte Verschraubung aus Kunststoff mit Flachdichtungen in die Bodenbohrung. Diese Verschraubung hat unten einen Ansatz, wo ein herkömmliches Abflussrohr aufgeschoben werden kann. Im oberen Bereich (Becken innen) ist ebenfalls ein Stutzen (mit kleinem Ansatz) für ein weiteres Abflussrohr. Jetzt werden Sie sich fragen, wozu braucht man einen Abfluss im Aquarium? Ganz einfach: bei diesem Stutzen wurden Querbohrungen angebracht. Schiebt man nun ein Abflussrohr darüber, so sind die Querbohrungen geschlossen. Hebt man dieses Abflussrohr an (nur bis zum vorher beschriebenen Absatz – ca. 5cm) so werden die Querbohrungen freigegeben und das Wasser kann abfließen. Man zieht sozusagen einfach den Stoppel raus. Der Clou – das Abflussrohr wird in der Höhe des Wasserspiegels abgeschnitten und ist gleichzeitig ein Überlauf. Man kann nicht mehr vergessen das Wasser abzudrehen – zumindest läuft das Aquarium nicht mehr über.
Dem aber noch nicht genug. Wir haben unseren „Patentabfluss“ im Luftfilter versteckt. D.h. der Abfluss ist weder im Becken noch außerhalb sichtbar – wie das denn? Als Filtermaterial wurde der berühmte blaue Filterschwamm mit grober Substanz und 10cm Stärke verwendet. An mindestens einer Seitenscheibe (je nach Beckengröße – bei größeren Aquarien auch an beiden Seiten) wurden kleine Glasstreifen eingeklebt, welche den Schwamm festhalten und im Bodenbereich einen Kontakt mit dem Kies verhindern. In diesem Filterschwammblock wurden Schlitze für die Luftheber (meist 2 Stück pro Schwamm) eingeschnitten. Zusätzlich musste der Schwamm über die gesamte Höhe durchgebohrt werden um unseren vorher beschriebenen Abfluss unterzubringen. Um diese Bohrung durchführen zu können, mussten wir einen eigenen Bohrer aus einem dünnwandigen Stahlrohr anfertigen. Mit einer Holzlehre wurde sichergestellt, dass die Bohrung auch richtig verläuft und nicht irgendwie schräg ist. Das funktioniert besser als wir dachten. Zusätzlich wurde auch noch ein weiterer Schlitz für den Heizstab eingeschnitten um diesen später auch nicht zu sehen. Geschnitten wurde dieser Schwamm mit einer Kreissäge – sie werden jetzt sagen warum mit Kanonen auf Mäuse schießen? Die Kreissäge hat gegenüber dem Teppichmesser den Vorteil, dass man keinen Druck ausüben muss und der Schnitt sehr sauber und gerade wird.

Als Luftheber wurden ganz normale Installationsrohre verwendet. Der Rohrbogen wurde mit einem Stück geraden Rohr (etwas kürzer als die Beckenhöhe) mit Tangit verklebt. Tangit ist ein optimaler Kleber für PVC und gibt nach kurzer Auswässerungsphase auch nichts mehr ins Wasser ab. Zusätzlich wurden auch noch im Auslaufbereich des Rohrbogens kleine Gitter aus Kunststoff eingeklebt. Dies hat den Sinn, dass später nicht immer kleine Ancistrus-Welse den Luftheber runter schwimmen können. Im unteren Bereich des Lufthebers wurde ein kurzes Rohrstück für den Luftschlauch eingeklebt – fertig. Das Aquarium seitlich von außen betrachtet sieht dann so aus (von innen sieht man nur den blauen Schwamm):



Eine weitere Verbesserung unserer Aquarien ist der seitliche Steg (bei großen Becken auch der Mittelsteg). Hier wurde auf die halbe Länge (im vorderen Bereich) ein kleiner Glasstreifen in der Stärke der Abdeckgläser aufgeklebt. Damit entfallen alle Schiebeschienen. Die hintere Abdeckscheibe (halbes Becken) wird einfach hineingelegt, die vordere wird dann einfach über die hintere Scheibe drübergeschoben. Beim Einrichten der Becken bzw. beim Großputz werden die Scheiben einfach abgehoben ohne ein lästiges Schiebeschienen-einfädeln zu haben.

Aber dem noch nicht genug. Über eine zentrale Ringleitung wird jedes Aquarium mit einem Wasserzufluss versorgt. Das Wasser wird hierbei über ein Thermostat bereits vortemperiert angeliefert. Ebenfalls über eine Ringleitung aus Kunststoffrohren mit größerem Durchmesser wird die Luft aus dem Seitenkanalverdichter zu den einzelnen Aquarien gebracht. Größerer Durchmesser aus dem Grund, dass diese Leitung dann eine Wirkung wie ein Druckkessel hat. Damit wird vermieden, dass an einem Ende der Leitung kein Druck mehr vorhanden ist.

Um das Ganze noch abzurunden, haben wir sämtliche Becken mit Dreischichtplatten aus Fichte verkleidet. Diese kann man einfach mit Spax am Alurohr anschrauben (mit 3mm Bohrer vorbohren – Spax ins Alu drehen – fertig). Nachdem wir als Verein sparen müssen, wurden die Schiebeschienen für die Deckel auch aus Holz angefertigt. Die oberen Schienen haben tiefere Nuten wie die unteren, um diese Deckel nicht nur schieben zu können, sondern auch durch einfaches Anheben herauszunehmen. Es wurden in Holzleisten je zwei Nuten mit der Kreissäge eingeschnitten um die späteren Deckel aneinander vorbeizuschieben. Die Deckel wurden aus blauen Kunststoffplatten angefertigt, um etwas Farbe ins Spiel zu bekommen. Auch sind die Kunststoffplatten gegen eventuelles Spritzwasser unempfindlicher.

Das Ganze sieht dann so aus:




Wie man bereits auf den Bildern erkennen kann, wurden als Beleuchtung aus Kostengründen ganz normale Leuchtstoffröhren verwendet. Übrigens mit Kaltlichtröhren für normale Raumbeleuchtung haben wir bezüglich Algenwuchs sehr gute Erfahrungen. Freilich heben diese Lampen nicht unbedingt die Farben der Fische an – aber was soll`s. Diese Anlage besteht aus insgesamt 45 Aquarien mit einem gesamten Fassungsvermögen von über 17000 Liter und ist voll gefüllt mit Malawibarschen der verschiedensten Arten. Das Gute daran: sie steht in unserem öffentlich zugänglichen Klublokal, welches jeden Sonntag von 9.00 bis 12.30 Uhr geöffnet ist.

Aquarien- und Terrarienclub Pöls, Bachgasse 1, 8761 Pöls, 0664/5126405

www.aquarienclub.at

Ing. Markus Leitner
(Autor)